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Zur Historie von Experimental- / Amateurfunk in Wismar und der Ingenieur-Akademie

Elektrotechnisches Laborieren seit 1910

Das Labor der Elektrotechnik (ET) 1910 als Abschluss des ersten Bauabschnitts des Laboratoriums am Klusser Damm 1. (erst später der Baumweg 3)

Kluß oder Kluss? lt. Karte in Adressbuch 1925 "Klusser Damm", im Adressteil aber als Schwerinerstr.

Quellenangabe zur Fotocollage// links: Archiv Hansestadt Wismar, Crull-Sammlung 0570 und rechts: Freisteller aus historischer Ansichtskarte mit Laboratorium von 1910 / Privatsammlung Karsten Witting, Wismar

Lage des Laboratoriums im Stadtplan 1925

Abteilungen Elektrotechnik und Maschinenbau profitieren gleichermaßen

Am 3. Dezember 1910 wurde der  Abteilung Elektrotechnik  der zwei Jahre zuvor gegründeten privaten Ingenieur-Akademie das zuerst erstellte Labor eines Laboratoriums am späteren Baumweg (Nr. 3?) zur Nutzung übergeben - dem ersten Hochschulneubau Wismars überhaupt und dem ersten Gebäude eines damals geplanten neuen Akademie-Campus. (mehr dazu im Jubiläumsartikel von 2019) / online

 

Damit löste die Stadt Wismar ein 1908 mit dem Gründungsvertrag zur Ingenieur-Akademie verbundenes Versprechen ein. Der Gründer und Architekt Robert Schmidt hatte sich den Bau eines von ihm selbst entworfenen Laboratoriums zusichern lassen, was ein Ausdruck für den anerkannt hohen Stellenwert einer solchen Experimentierbasis war. Mit der ersten Ausbauphase beherbergte der 156 qm große, stützenfreie Laborsaal des ET-Labors weitgehend variabel einsetzbare Versuchsplätze, die zunächst vor allem zur elektrotechnischen Grundlagenausbildung den ET-Studenten, aber auch den der anderen Fachrichtungen in interdisziplinärer Zusammenarbeit zur Verfügung standen. Ganz voran die Abt. Maschinenbau, wie dieser Auszug aus Heinrichs Beurteilung von 1934 belegt.

Das Hauptgebäude der Akademie befand sich von 1908 bis 1935 in der Wismarer Neustadt. (später als Studiengebäude I bezeichnet) Dafür hatte die Stadt die ehemalige Mädchenschule am Heilig-Geist-Hof rückseitig der Heiligen-Geist-Kirche zur Verfügung gestellt. Als sog. Studiengebäude II wurde die ehemalige St. Georgenkirch-Schule unterhalb der St. Georgenkirche ab (?) der Akademie für Konstruktions-, Bibliotheks- und Leseräume zur Verfügung gestellt. 

Ab 1935 fungierte dann das extra dazu "...in modernster Weise ausgebaute" ehemalige Zeughaus als neues Akademie-Hauptgebäude. Akademie-Hauptgebäude ab 1935

Das Jubiläum 2020

Mit der Eröffnung des Labors der Elektrotechnik am 3. Dezember 1910 kann die Hochschul-Elektrotechnik auf eine 110-jährige erfolgreiche, experimentell-wissenschaftliche Ingenieur-Ausbildung in Wismar verweisen. Die Akademie favorisierte seit Bestehen eine akademische Arbeitsweise der Studenten, auch in Kleingruppen, bei großem eigenständigen Agieren. Der Erfolg lag und liegt in einer praxisnahen Ausbildung, die sich an den Erfordernissen der Zeit orientiert. Ein Kurs, der auch vom historischen Nachfolger der damaligen Abteilung ET, dem heutigen Bereich Elektrotechnik & Informatik der Hochschule Wismar, konsequent und erfolgreich beibehalten wird. 

(Zum Jubiläum 2020: Artikel Ostseezeitung und online in den NEWs Hochschule bzw. Fakultät)

 

 

Versuchsstände und Laborpraktika um 1910

Der Haupteingang zum "Laboratorium" ist vom Baumweg nicht einsehbar und liegt im Innenhof, dem damals geplanten neuen Campus in Richtung Schweriner Starße zugewandt. Der eigentliche ET-Laborzugang erfolgte durch ein Gebäude mit Hör- und Zeichensaal für je 30 Plätze, dem verbindenden - später so genannten - Mittelbau des Laboratoriums. 

Nach einer zweiten Bauphase fand das Laboratorium der Akademie 1913 seinen Bauabschluss. Der nun zweite Laborflügel beherbergte das Maschinentechnische Labor. 1924 erfolgte ein erster Anbau für die Versuchsfunkstation des Elektrotechnischen Instituts, der auch ersten Amateurfunkstation Wismars. Genehmigungsinhaber war der Instituts- und Laborleiter sowie Leiter der damaligen Elektrotechnik Dr.-Ing. Kurt Heinrich.

MEHR zu Heinrich auf einen Blick  

 

 

Collage zum Laboratorium Baumweg am Ende der zwanziger Jahre

 

 

Zur Lage des Laborkomplexes Baumweg heute - ein voreingestellter Link für Google Maps. Im nachfolgenden Bild rechts im Maps-Ausschnitt gelb gestrichelt die Ausdehnung des historischen Laboratoriums zur Eröffnung 1910; der rote Rahmen zeigt den Gesamtbereich des Laboratoriums 1913 nach Vollendung der zweiten Bauphase.

Ingenieur-Akademie Wismar 1908 und das Elektrotechnik-Labor am Baumweg 1910
Laborkomplex Baumweg

Historische Details des Laboratoriums am Baumweg heute (2018)

Das Ende des Laboratoriums Baumweg naht

Mit dem Ausblick auf neues MVU-Laborgebäude scheint zumindest das Ende einer hochschulseitigen Weiternutzung gekommen. Am 12. Juli 2021 wurde ein geplanter Neubau des Laborgebäudes für den Bereich Maschinenbau/Verfahrens- und Umwelttechnik (MVU) vorgestellt. In ihm sollen die Labore aus dem Baumweg, dem TGZ und Haus 3 an einem zentralen Ort vereint werden.

 

Die frühen Jahre...  (hier nur ein paar punktuelle Auszüge)

Die Experimentalfunkstelle im Laboratorium am Baumweg

Wismars erstes An-Institut...

...das Elektrotechnische Institut

Drahtantennen über dem Laboratorium

Foto in Collage ist eine Fälschung!!!

Im November 2022 wurde dieses Foto vom Autor als eine Fälschung der zwanziger/dreißiger Jahre entlarvt!  mehr... 

Stationsraum ca. 1928

Zu den allerersten Funksende(!)stationen Deutschlands gehörte die der Ingenieur-Akademie Wismar (1924). Im gleichen Jahr ließ Dr. Heinrich das ET-Labor extra dafür um einen kleinen Anbau erweitern. Über sein An-Institut (das wahrscheinlich allererste in Wismar!) wurde die Station betrieben und genutzt gleichermaßen für Lehre, Forschung und Amateurfunk.  (Die Drahtlose Telegrafie und Telephonie an der Akademie) mehr zur Drahtlosen Telegrafie in Wismar

Zusammenarbeit mit anderen Hochschulen

Es gab in den zwanziger Jahren eine enge Zusammenarbeit mit den Technischen Staatslehranstalten in Chemnitz (ab 1900 Königliche Gewerbeakademie, nach 1929 Staatliche Akademie für Technik, heutige TU Chemnitz). Der damalige Wismarer Leiter der ET und Laborleiter  Dr.-Ing. Kurt Heinrich  arbeitete  eng mit dem Chemnitzer Prof. Bangert zusammen, der als Spezialist auf dem Gebiet der Fernmeldetechnik galt, der sich um die Entwicklung des Rundfunks verdient machte. Im Rahmen der Laborpraktika war zu HF-Ausbreitungsuntersuchungen u.a. Funkbetrieb zwischen Wismar und Cheminitz  praktiziert worden. (siehe Brief von Dr. Heinrich vom 14.09.1926) weitere Originaldokumente / Online-Ergänzungen

Qualitätsanforderungen an die laboratoriumstechnische Ausbildung

Erfahrungen aus jahrelanger industrieller Prüffeld- und nun Laborleitertätigkeit in einer Hochschuleinrichtung postulierte Dr.-Ing. Heinrich seine Anforderungen an die laboratoriumstechnische Ausbildung und veröffentlichte diese im Mai 1927 in der Fachpresse. Er bekam nicht nur Beifall dafür... (zum Artikelweitere Originaldokumente / Online-Ergänzungen

Berliner Industriepartner Wismars

Es lassen sich enge Kontakte zu Berliner Großbetrieben belegen. AEG/Kabelwerk Oberspree, Siemens-Schuckertwerke GmbH (SSW), Siemens & Halske, Telefunken Gesellschaft für drahtlose Telegrafie m.b.H. und die Osram GmbH – sie ermöglichten Studenten und/oder Dozenten Exkursionen betriebliche Exkursionen, unterstützen mit Material und Gerät... und waren letztlich Abnehmer Wismarer Absolventen. In den zwanziger Jahren pflegte Dr. Kurt Heinrich die Kontakte, die ab Anfang der dreißiger durch Dipl.-Ing. Stein fortgeführt wurden. (Bsp. Brief DI Stein vom 17.09.1933) weitere Originaldokumente / Online-Ergänzungen

 Zu den Print-Veröffentlichungen zur Akademie-Elektrotechnik in Wismar